"Und tatsächlich, langsam kommt die Individualität aus der Mode. Mittlerweile heißt es: So sehr vom Eigenen besessen ist nur ein Selbst, das sich schon abhanden gekommen ist. Oder nicht mehr kräftig an sich glauben kann. Mateo Kries, Kurator des Vitra Design Museums, spricht in seinem 2010 erschienen Buch "Total Design" von der "Tyrannei des Designs". Unser Verhältnis zu den Dingen sei einzig vom Aspekt der Identifikation bestimmt. Jeder kleinen Design-Entscheidung gehe die große Repräsentationsfrage voraus: Bin ich das wirklich?
Sehr anstrengend, meint Kries, und außerdem recht ängstlich. Als bringe der tägliche Kontakt mit der falschen Seifenschale das Selbst zum Verschwinden. Der Wiener Philosoph Robert Pfaller diagnostiziert in seinem neuen Buch "Wofür es sich zu leben lohnt" eine "Angst vor dem Anderen" - vor allem, was nicht ganz ichkonform ist.
Genau diese Selbstangst sieht heute sehr altmodisch aus - schlicht deshalb, weil keiner dem anderen seine Ich-Posen mehr glaubt. Das Authentische ist großflächig von der Authentizitätsdarstellung verstellt. Die Idee des Selbstausdrucks, die als Stil ja nie in Mode sein wollte, weil hier jeder einzelne nur sich selbst verpflichtet war - genau sie ist aus der Mode gekommen. It is so over, sagt der Jargon. Wer waren die Hipster?"
Quelle: SpOn
1 Kommentare:
Es kommt die Zeit wo "unhip" wieder hip sein wird.
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